Smadar Shmilovitz, Bewohnerin und eine der Mitbegründer von Netiv Ha’Asara, erwartete sie im neu errichteten, hochmodernen Bunker unterhalb eines Spielplatzes in der Mitte des Dorfes. Smadi, wie sie hier genannt wird, erzählte der Gruppe, dass es nie ausreichend Bunker gibt und dass der neue besonders für die Kinder gestaltet wurde, die den Spielplatz benutzen.
„Wir sind der am nächsten an Gaza gelegene Wohnort in Israel. Unser Zaun ist im Grunde der Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen. Wenn sie uns mit Raketen beschießen, haben wir gerade mal 15 Sekunden Zeit, uns in Sicherheit zu bringen, nachdem wir die Sirene hören. Wir brauchen an jeder Ecke einen Bunker. Die Kinder, die hier leben, wachsen mit dem auf, was sie als „Orchester“ bezeichnen. Zunächst hören sie das Brüllen einer Rakete, die von der anderen Seite des Zaunes, aus Gaza, abgeschossen wird. Danach folgt der Ton der Sirene und anschließend der Donner des Iron Dome Verteidigungssystems, das die einfliegende Rakete zerstört. Danach folgt Stille und eine zögernde Rückkehr zur Normalität. Trotzdem, trotz all dieser „Musik“, wächst unsere Gemeinde ständig. Menschen möchten hier leben. Erst vor kurzem wurde ein neues Wohnviertel mit der Hilfe des KKL-JNF eingeweiht.“
Smadi führte die Gäste auf einen Spaziergang durchs Dorf, um Ihnen die laufenden Bauarbeiten zu zeigen. Der Moschaw wurde 1982 von 70 Familien gegründet, ehemalige Bewohner der einstigen israelischen Siedlung Netiv Ha‘Asara auf der Sinai-Halbinsel, die infolge des Friedensvertrages mit Ägypten geräumt worden war. Sie wurde an ihrem heutigen Standort neu errichtet und befindet sich nur 400 m von Beth Lahiye entfernt, einer großen palästinensischen Stadt im Gazastreifen. Der Spaziergang endete an einem sicheren Aussichtspunkt, von wo aus die Besucher nach Gaza hineinschauen konnten.
Nach dem Rundgang sagte die ICEJ-Teilnehmerin Yvonne Urban, die in Deutschland in einen Kindergarten arbeitet: „Es ist schwer, sich vorzustellen, wie der große Kindergarten, den wir eben gesehen haben, mit den Alarmsituationen klarkommt. Wie bringen die Mitarbeiter all diese Kinder in Sicherheit?“
Nächster Punkt auf der Tagesordnung war eine kurze Busfahrt entlang der hohen Betonmauer, die das Dorf vor Scharfschützenfeuer schützt. Sie machten Halt für ein Gruppenfoto vor dem ikonischen gewaltigen Wandmosaik auf einer der Betonabsperrungen.
Später besuchte die Gruppe die Reihe von Sicherheitsbäumen, welche die Gruppe zwei Jahre zuvor gespendet und strategisch entlang der Hauptzufahrtsstraße zum Moschaw gepflanzt hatte. Dort wurde die Gruppe von Arnon Ben-Dror empfangen, einem Vertreter der KKL-JNF. Er erklärte jenen Teilnehmern, die zum ersten Mal hier waren, den Sinn hinter der Pflanzung der Baumreihe.
„Neben ihrer gewaltigen ökologischen Bedeutung bieten diese Bäume eine Tarnung für Menschen, die in den Moschaw hineinfahren, und schützen sie vor Raketen und Scharfschützenfeuer aus dem Gazastreifen. Dieses Gebiet ist auch für Neubauten vorgesehen und diese Bäume werden auch diese neuen Häuser verbergen.“
Heike Schmitt, die schon zum fünften Mal in Israel war, sagte, sie sein von allem, was hier geschieht, fasziniert.
„Ich interessiere mich für die Geschichte und für die politische Situation. Ich suche nach Wegen, Israel zu helfen. Dies ist das Land Gottes, und was könnte besser sein, als das Land Gottes zu unterstützen.“
Judith Perl-Strasser von der Europäischen Abteilung des KKL-JNF, sagte, einmal im Jahr, jedes Jahr, komme eine ICEJ-Gruppe aus Deutschland hierher.
„Die Teilnehmer kommen mit grenzenlosem Bekenntnis und Freundschaft für Israel. Manche von ihnen waren schon oft hier. Sie möchten das Land sehen, das Land erspüren und die Menschen kennen lernen. Nebenbei suchen sie auch nach Projekten, die sie unterstützen können.“
Der Leiter der Besuchsgruppe war Stephan Lehnert, offizieller Vertreter der ICEJ und Leiter des Stuttgarter Büros der Organisation. Er spricht etwas Hebräisch. Er sagte, er habe in über 20 Jahren ebenso viele Gruppen nach Israel gebracht.
„Unsere Unterstützer in Deutschland möchten herkommen, um das echte Israel zu sehen, nicht das Israel, das in den deutschen Medien gezeigt wird. Die Reisen orientieren sich nach Menschen. Wir begegnen Israelis, die an der Grenze leben, Holocaust-Überlebende, Hightech-Unternehmer und Studenten. Seit fünf Jahren arbeiten wir auch mit dem KKL-JNF zusammen. Unsere Unterstützer glauben an Israel und an das Recht der Juden, hier zu leben. Sie zählen zu einer Vielfalt von Kirchen in Deutschland und kehren als Botschafter Israels nach Hause zurück.“
Der Nachmittag war für das Pflanzen von Bäumen im Wald von Tzor’ah reserviert. Dort erwartete die Gruppe Eran Zabadi, der Förster des KKL-JNF, der sie freundlich willkommen hieß und ihnen die Wichtigkeit der Aufforstung in dieser geographischen Region erläuterte.
„Wir werden Terebinthen pflanzen. Dies sind große Büsche, die neben den Eichenschösslingen wachsen werden, die hier bereits gepflanzt wurden. Ich bin stolz darauf, Ihnen zu erzählen, dass alle Bäume, die Sie um uns herum sehen, in der Mitte des letzten Jahrhunderts von Juden gepflanzt wurden, die aus Europa und anderen Orten geflohen und zum Leben nach Israel gekommen waren. Die Bäume, die sie pflanzten, hatten einen großen Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung dieses Landes.“
Zabadi gab jedem Teilnehmer einen Schössling, eine kleine Hacke und eine Kopie des Gebetes des Pflanzers, das sie gemeinsam lasen. Sie halfen einander beim Graben und Pflanzen.
Nachdem sie ihren Schössling fest eingepflanzt hatte, stand die Reiseteilnehmerin Ruth Ott auf und sagte: „Es ist gut, hier zu sein. Dies ist meine zweite Reise. Letztes Jahr war ich im Norden des Landes und bewanderte den Jesus Trail. Ich liebe Israel und ich liebe Jesus. Ich möchte alles tun, was ich kann, um diesem Land zu helfen.“
Bevor sie den Wald von Tzor’ah verließen, baten die Besucher Stephan, ihren Reiseleiter, diesen Ort mit ihren 25 neuen Büschen der Liste von Orten hinzuzufügen, die sie nächstes Jahr besuchen werden.