Delegation aus Deutschland auf Tour in Israel

15 May 2017
„Israel kennenlernen, wie es wirklich ist“

Eine Delegation aus Deutschland traf auf Initiative der KKL Deutschland für eine Rundfahrt in Israel ein und konnte sich ein Bild von den Aktivitäten machen, mit denen sich die KKL in der Arava und im Negev zur Erschließung der Peripherie, Unterstützung der Erziehung, Pflege der Umwelt und Förderung von Bevölkerungsgruppen mit besonderen Bedürfnissen befasst. Unter den Mitgliedern der Delegation befanden sich Vertreter der Breuninger Stiftung, die sich der Unterstützung von Projekten in den Bereichen Gesellschaft und Erziehung auf der Grundlage einer Kooperation mit verschiedenen behördlichen und zivilen Körperschaften widmet.

„Unser Auftrag besteht in der Bereitstellung von Orten, an denen Menschen Zusammenarbeit leisten und gemeinsam etwas erschaffen können“, erklärte Frau Dr.Helga Breuninger, Vorsitzende der Stiftung. „Wenn ich mir die Begeisterung und Initiative der jungen Generation in Israel vor Augen führe, hege ich keinerlei Zweifel daran, dass wir hier fruchtbaren Boden für eine Kooperation finden werden.“

Die Mitglieder der Delegation, für die dies der erste Besuch in Israel war, machten zwei Wochen lang eine Rundfahrt durch das ganze Land und kamen in den Genuss seiner Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Zwei Tage der Tour waren dem Kennenlernen von Projekten der KKL im Süden Israels vorbehalten. „Es ist unser Ziel, dass unsere Gäste Israel so kennenlernen, wie es wirklich ist, nicht als Touristen“, hob Sarah Singer hervor,die Präsidentin der KKL Deutschland. „Die Delegationsmitglieder konnten eine neue Perspektive zu Israel gewinnen und stellten fest, dass das Land ganz anders ist, als es in den Medien dargestellt wird.“ Begleitet wurde die Delegation von Judith Perl-Strasser aus der für Deutschland zuständigen Abteilung der KKL.

Aleh Negev: Menschen mit Behinderungen eine Hand reichen

Im Rehabilitationszentrum von Aleh Negev – Nahlat Eran, das mit der Hilfe von Freunden der KKL aus aller Welt errichtet wurde, leben etwa 150 junge Leute, die unter verschiedenen Behinderungen leiden. Das Dorf dient auch als Zentrum für die Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit besonderen Bedürfnissen aus dem gesamten Negev. Naamah Maimoun, die Leitern der Abteilung für Außenbeziehungen in Aleh Negev, führte die Mitglieder der Gruppe auf einen Rundgang durch das Dorf, auf dem sie mit den Bewohnern und Mitarbeitern zusammentrafen und die gepflegten Gartenanlagen genießen konnten, die mit Hilfe von Freunden der KKL auf der ganzen Welt geschaffen werden konnten. Gegenwärtig wird mittels einer Spende von Seiten der KKL Deutschland auch ein therapeutischer Garten angelegt.

„Wir zielen darauf ab, den Bewohnern des Ortes alles zu geben, was sie brauchen, vor allem, weil viele von ihnen nicht einmal in der Lage sind, selbst um das zu bitten, was sie nötig haben“, erläuterte Frau Maimoun.

Die Mitglieder der Delegation sahen sich einen Film über das Rehabilitationsdorf an, in dem Doron Almog, Generalmajor der Reserve, darlegte, wie der Gedanke geboren wurde, das Dorf zu errichten, als er nach Lösungen für seinen Sohn (Eran) suchte. „Eran war nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu sagen, nicht einmal Papa, aber er brachte mir mehr über das Leben bei, als je einer zuvor“, erzählt Almog in dem Film. „Menschen mit Behinderungen halten uns einen Spiegel vor, der uns zeigt, wer wir als Gesellschaft sind.“ Eran verstarb im Alter von 23 Jahren, nachdem er ein Jahr in Aleh Negev verbringen konnte, und das Dorf trägt seinen Namen – Nahlat Eran.

Im Verlauf ihrer Rundreise traf die Delegation auch mit Suha El-Karnawi zusammen, einer Schwester aus der Beduinenstadt Rahat, die über die ärztliche Behandlung berichtete, die die Kinder des Dorfes erhalten. In der Schule gab es ein Zusammentreffen mit dem 5 Jahre alten Kunados, der Sohn einer Flüchtlingsfamilie aus Eritrea. Der gesellige kleine Junge mit dem steten Lächeln machte mit den Gästen gemeinsam die Runde.

Zudem besuchte die Delegation auch das therapeutische Schwimmbecken des Dorfes, den kleinen Streichelzoo, den therapeutischen Reiterhof sowie das Gewächshaus, in dem die Kinder eigenhändig Zierpflanzen sowie Gemüse und Obst zum Verzehr anbauen.

Die Pflanzenschule in Gilat: Setzlinge zur Anpflanzung

Johannes Guagnin von der Forstabteilung der KKL begleitete die Besuchergruppe auf ihrem Rundgang durch die Pflanzenschule der KKL in Gilat. Die Gäste gewannen einen Eindruck von der großen Auswahl an Bäumen und Zierpflanzen, die für die Anpflanzung in Wäldern, Parks und öffentlichen Grünanlagen bestimmt sind. Jedes Jahr werden in der Pflanzenschule etwa 800.000 Setzlinge aus rund 300 Arten gezogen.

Das computerbetriebene Bewässerungssystem zur Wässerung der Pflanzen in der Gärtnerei wurde mit der Unterstützung von Freunden der KKL in Deutschland eingerichtet. Die Anlage wird von einem Computer kontrolliert, der jeweils präzise die Menge an Wasser und Dünger bestimmt, die jede Pflanze braucht. Eine Wasseraufbereitungsanlage sammelt den Überschuss der Bewässerung wieder ein. Dieses Wasser wird den Flächen mit Mutterpflanzen zugeführt, auf denen reife Bäume wachsen, von denen Samen und Ableger gewonnen werden. Auf diese Weise werden jedes Jahr etwa 30,000 Kubikmeter Wasser gespart, die in der Vergangenheit sicher versickert und verschwendet worden wären.

Die Waldpflanzen werden normalerweise durch keimende Samen vermehrt, die Zierpflanzen dagegen durch die Wurzelbildung von Ablegern. Die Samen werden von ausgewählten Bäumen in Wäldern und in der Pflanzenschule eingesammelt. Ein Teil dieser Samen wird mit Kälte, durch Einweichen und mit Hilfe verschiedener mechanischer Methoden behandelt, um den Prozentsatz der Keimung zu erhöhen. Die Keimung findet in einem Container statt, dessen Feuchtigkeit und Temperatur von einem Computer überwacht werden. Die Samen werden einer Desinfektion unterzogen und danach auf Paletten ausgesät. Danach wachsen sie in einem Treibhaus mit einer Bewässerungsanlage heran. Bei den Ablegern werden auf gewärmten Tischen Wurzeln gebildet; dann werden die Ableger in Zuchtcontainer unter einem Schattennetz umgepflanzt und mit Tropfbewässerung oder Beregnung begossen. Wenn die Setzlinge die erforderliche Größe erreicht haben, werden sie angepflanzt.

Karin Bolton-Laor, Leiterin der Abteilung für Außenbeziehungen und Konferenzen der KKL, schloss sich der Gruppe an und sprach mit den Besuchern über Projekte der KKL in Ländern der Dritten Welt, darunter auch die Ausbildung von Landwirten in Äthiopien und Kenia durch Fachleute der KKL sowie die Auffindung von Arten, die sich für den Anbau in diesem Gebieten eignen. Die Freunde der KKL in Deutschland haben dieses Projekt unterstützt, und gegenwärtig halten sich freiwillige Mitarbeiter aus Deutschland in Kenia auf.

„Die von der KKL gesammelte Erfahrung kann zahlreichen Ländern überall auf der Welt helfen“, meinte Bolton-Laor. „Zwar ist das Klima jeweils unterschiedlich, doch sind sich die Herausforderungen ähnlich. Es ist uns gelungen, ein Modell zu schaffen, das funktioniert, bei dem die Bewohner vor Ort die Aktivitäten auch fortsetzen, nachdem wir abreisen.“

„Es handelte sich um eine innovative Idee, und ich freue mich, dass das Programm funktioniert“, hob Sarah Singer hervor. „Das ist ein Beweis dafür, dass Israel anderen Ländern helfen kann, und ich hoffe, wir werden in der Lage sein, das Programm weiter zu entwickeln und auszubauen.“

Der Wald von Lahav

Im Wald von Lahav wurde die Gruppe von Moshe Mordechai, einem der Förster der KKL, begrüßt, der die Gäste auf einen Spaziergang durch den Wald begleitete, ihnen die dort verstreut liegenden historischen Stätten vorstellte und die besonderen Methoden erläuterte, die von den Förstern der KKL entwickelt wurden, um Anpflanzungen in dieser trockenen, wüstenähnlichen Umgebung möglich zu machen. Limane, Sträucher und Dämme, welche Überschwemmungswasser auffangen, verhindern eine Erosion des Bodens, helfen dem Wald beim Überleben und unterstützen die Bekämpfung der Wüstenbildung.

Der Wald von Lahav erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 30.000 Dunam. Die KKL begann in den 1950er Jahren mit der hiesigen Bewaldung. Die Besucher des Waldes kommen in den Genuss von Plätzen für aktive Freizeitgestaltung sowie Wander- und Fahrradwegen, der Blüte in der Wüste und archäologischer Stätten.

„Israel ist sehr viel grüner, als ich mir vorgestellt hatte, und es ist faszinierend zu erfahren, wie man in der Wüste Wälder entstehen lässt“, hob Önder Cavusoglu hervor, ein Architekt türkischer Herkunft, der in Deutschland studiert hat. „Es gibt kein anderes Land, in dem sich Menschen aus so vielen Gebieten, aus allen Teilen der Welt zusammengefunden haben. Ich sehe in Israel eine Quelle der Hoffnung für den Nahen Osten und die Welt schlechthin.“

„Ich glaube, dass das von der KKL entwickelte Wissen verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt helfen kann“, meinte Dr. Breuninger. „Niemand ist in der Lage, allein nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Zu diesem Zweck ist die Kooperation angesagt, und in Israel stoße ich auf Offenheit und Bereitschaft zur gemeinsamen Arbeit.“

Zum Abschluss des Spaziergangs verweilten die Mitglieder der Gruppe für eine kurze Ruhepause in dem Zentrum im Wald der deutschen Bundesländer, das die KKL in Anerkennung der Unterstützung errichtete, die die Pflanzung des Waldes durch die Freunde der KKL in Deutschland erhielt, und konnten sich ein Bild von dieser Unterstützung machen.

Atachlit: Das Kulturerbe der Juden Äthiopiens

Die Bewahrung des Kulturerbes der Juden aus Äthiopien, der Kontakt der breiten Öffentlichkeit mit dieser reichen Kultur und die Schaffung einer Arbeitsstätte, an der die traditionellen Fertigkeiten der Senioren dieser Gemeinde Anwendung finden, stellen nur eine Auswahl der zahlreichen wichtigen Ziele dar, die der in dem Städtchen Kiriyat Gat mit der Hilfe von Freunden der KKL aus aller Welt - darunter auch aus Australien und Kanada - errichtete landwirtschaftliche Betrieb von Atachlit verfolgt.

„Der landwirtschaftliche Betrieb ist eigentlich ein Zentrum für das kulturelle Erbe (dieser Bevölkerungsgruppe) und befasst sich mit der traditionellen Form der Landwirtschaft, deren Säule vor allem die Senioren sind“, hob Rabbiner Moshe Solomon hervor, Direktor des gemeinnützigen Vereins „Hineni“, der die Farm eingerichtet hat. „Die Farm wurde aus dem sehnlichen Wunsch der Gemeinde heraus geboren, ihre reiche Kultur mit der israelischen Gesellschaft zu teilen“, fügte er hinzu.

Der landwirtschaftliche Betrieb wurde durch das Vorbild eines charakteristischen äthiopischen Dorfes inspiriert und beherbergt eine Anzahl von zerstreut liegenden Hütten des Typs Gojo. Die Aktivitätszentren bewahren die handwerklichen Fähigkeiten aus Äthiopien – Landwirtschaft, Lehmbauten, Kochen und Backen über dem Lagerfeuer, Töpferei. Etwa 70 Personen der älteren Generation, Männer und Frauen, bauen auf der Farm eine Vielfalt von Gemüsesorten, Kräutern und Gewürzen an. Unter den Anpflanzungen finden sich auch solche Arten, die allein der äthiopischen Küche zu eigen sind, wie zum Beispiel etwa scharfer sudanesischer Pfeffer und Gomen, ein Pflanze, die auch als „äthiopischer Kopfsalat“ bezeichnet wird. Gegenwärtig strebt man danach, auch Teff anzupflanzen, ein Getreide, das für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt ist.

Für die älteren Menschen, die hier am Ort arbeiten, gewinnt das Leben eine neue Bedeutung, während die jungen Menschen äthiopischer Herkunft etwas über ihre Geschichte erfahren und mit ihren Wurzeln vertraut werden, wobei die allgemeine Öffentlichkeit das wunderbare Kulturerbe der Juden Äthiopiens kennenlernt“, erklärte Rabbiner Solomon.

Shalev Mahart, eine junge Gruppenführerin äthiopischer Herkunft, berichtete, wie sie sich in ihrer Jugend für die Kultur der Juden aus Äthiopien geschämt hatte – für die so andersartige Küche, die seltsame Kleidung und sogar für ihre Hautfarbe. „Erst, nachdem ich begonnen hatte, hier auf der Farm zu arbeiten, habe ich verstanden, dass ich auf meine Kultur stolz sein sollte, und ich freue mich über die mir gebotene Gelegenheit, diese Kultur auch anderen vorzustellen.“

Auf der Farm wurde mit Hilfe von Freunden der KKL in Kanada und Australien eine Reihe verschiedener Projekte eingerichtet, darunter auch ein geselliger Club für Senioren und die Gewürzherstellung sowie das Chou-Haus, das sich zur Zeit im Bau befindet. Das Chou-Haus ist die Initiative einer Gruppe von Frauen äthiopischer Herkunft, die beschlossen haben, eine Werkstätte zur Herstellung von Chou zu eröffnen, einer Gewürzpaste, die in der traditionellen äthiopischen Küche eine zentrale Rolle spielt. In dem Gesellschaftsclub, der in einer ehemals vernachlässigten und armseligen Wellblechhütte betrieben wird, finden gesellschaftliche Aktivitäten statt, die die gegenseitigen Beziehungen innerhalb der Gemeinde fördern. Zum Abschluss ihres Aufenthaltes wurden die Mitglieder der Delegation zu einem Besuch im Club eingeladen, um eine Kostprobe von Buna zu nehmen, dem für Äthiopien typischen Kaffee – und Dabo zu essen, das authentische äthiopisches Brot.

Am letzten Tag ihrer Rundfahrt pflanzten die Angehörigen der Delegation Bäume im Präsidenten-Wald von Zora. „Dies war mein erster Besuch in Israel, und es war mir wichtig, das menschliche Gesicht des Landes kennenzulernen und mich nicht mit den für Touristen interessanten Stätten zu begnügen,“ gab Volker Hann zu Protokoll, Direktor der internationalen Programme der Breuninger Stiftung. „Es ist interessant zu sehen, was die Israelis motiviert und wie sie sich in eine solch besondere Nation verwandelt haben. Unser aller Wurzeln sind hier verankert.“