Die Bewahrung des Kulturerbes der Juden aus Äthiopien, der Kontakt der breiten Öffentlichkeit mit dieser reichen Kultur und die Schaffung einer Arbeitsstätte, an der die traditionellen Fertigkeiten der Senioren dieser Gemeinde Anwendung finden, stellen nur eine Auswahl der zahlreichen wichtigen Ziele dar, die der in dem Städtchen Kiriyat Gat mit der Hilfe von Freunden der KKL aus aller Welt - darunter auch aus Australien und Kanada - errichtete landwirtschaftliche Betrieb von Atachlit verfolgt.
„Der landwirtschaftliche Betrieb ist eigentlich ein Zentrum für das kulturelle Erbe (dieser Bevölkerungsgruppe) und befasst sich mit der traditionellen Form der Landwirtschaft, deren Säule vor allem die Senioren sind“, hob Rabbiner Moshe Solomon hervor, Direktor des gemeinnützigen Vereins „Hineni“, der die Farm eingerichtet hat. „Die Farm wurde aus dem sehnlichen Wunsch der Gemeinde heraus geboren, ihre reiche Kultur mit der israelischen Gesellschaft zu teilen“, fügte er hinzu.
Der landwirtschaftliche Betrieb wurde durch das Vorbild eines charakteristischen äthiopischen Dorfes inspiriert und beherbergt eine Anzahl von zerstreut liegenden Hütten des Typs Gojo. Die Aktivitätszentren bewahren die handwerklichen Fähigkeiten aus Äthiopien – Landwirtschaft, Lehmbauten, Kochen und Backen über dem Lagerfeuer, Töpferei. Etwa 70 Personen der älteren Generation, Männer und Frauen, bauen auf der Farm eine Vielfalt von Gemüsesorten, Kräutern und Gewürzen an. Unter den Anpflanzungen finden sich auch solche Arten, die allein der äthiopischen Küche zu eigen sind, wie zum Beispiel etwa scharfer sudanesischer Pfeffer und Gomen, ein Pflanze, die auch als „äthiopischer Kopfsalat“ bezeichnet wird. Gegenwärtig strebt man danach, auch Teff anzupflanzen, ein Getreide, das für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt ist.
Für die älteren Menschen, die hier am Ort arbeiten, gewinnt das Leben eine neue Bedeutung, während die jungen Menschen äthiopischer Herkunft etwas über ihre Geschichte erfahren und mit ihren Wurzeln vertraut werden, wobei die allgemeine Öffentlichkeit das wunderbare Kulturerbe der Juden Äthiopiens kennenlernt“, erklärte Rabbiner Solomon.
Shalev Mahart, eine junge Gruppenführerin äthiopischer Herkunft, berichtete, wie sie sich in ihrer Jugend für die Kultur der Juden aus Äthiopien geschämt hatte – für die so andersartige Küche, die seltsame Kleidung und sogar für ihre Hautfarbe. „Erst, nachdem ich begonnen hatte, hier auf der Farm zu arbeiten, habe ich verstanden, dass ich auf meine Kultur stolz sein sollte, und ich freue mich über die mir gebotene Gelegenheit, diese Kultur auch anderen vorzustellen.“
Auf der Farm wurde mit Hilfe von Freunden der KKL in Kanada und Australien eine Reihe verschiedener Projekte eingerichtet, darunter auch ein geselliger Club für Senioren und die Gewürzherstellung sowie das Chou-Haus, das sich zur Zeit im Bau befindet. Das Chou-Haus ist die Initiative einer Gruppe von Frauen äthiopischer Herkunft, die beschlossen haben, eine Werkstätte zur Herstellung von Chou zu eröffnen, einer Gewürzpaste, die in der traditionellen äthiopischen Küche eine zentrale Rolle spielt. In dem Gesellschaftsclub, der in einer ehemals vernachlässigten und armseligen Wellblechhütte betrieben wird, finden gesellschaftliche Aktivitäten statt, die die gegenseitigen Beziehungen innerhalb der Gemeinde fördern. Zum Abschluss ihres Aufenthaltes wurden die Mitglieder der Delegation zu einem Besuch im Club eingeladen, um eine Kostprobe von Buna zu nehmen, dem für Äthiopien typischen Kaffee – und Dabo zu essen, das authentische äthiopisches Brot.
Am letzten Tag ihrer Rundfahrt pflanzten die Angehörigen der Delegation Bäume im Präsidenten-Wald von Zora. „Dies war mein erster Besuch in Israel, und es war mir wichtig, das menschliche Gesicht des Landes kennenzulernen und mich nicht mit den für Touristen interessanten Stätten zu begnügen,“ gab Volker Hann zu Protokoll, Direktor der internationalen Programme der Breuninger Stiftung. „Es ist interessant zu sehen, was die Israelis motiviert und wie sie sich in eine solch besondere Nation verwandelt haben. Unser aller Wurzeln sind hier verankert.“