
Der Höhlenpfad im Keren-Carmel Wald (Foto: KKL-JNF Fotoarchiv)
Dieser Weg soll für die jüdischen wie die arabischen Einwohner der umliegenden Gemeinden zu einer Erholungs- und Vergnügungsstätte in freier Natur werden.
Bedauerlicherweise wurde die an Martin Finkelgrün erinnernde Gedenkplakette an dem in Köln gepflanzten Baum 2016 mutwillig beschädigt. Der Schaden wurde wieder behoben.

Keren-Carmel Wald Informationstafel (Foto: KKL-JNF Fotoarchiv)
Durch seine Kindheit und Jugend als Schoah-Überlebender, seine Erziehung und seine Lebenserfahrung wurde Peter Finkelgrüns Engagement für die Prinzipien der Koexistenz und der Toleranz nur umso stärker untermauert. Der neue, seinem Großvater gewidmete Pfad soll zu einem lebenden Symbol dieser Ideale werden.
Zunächst konnte Martin Finkelgrüns nichtjüdische Frau Anna ihren Mann drei Jahre lang vor den Nazis verstecken. Nach Entdeckung seines Unterschlupfs wurde er 1942 am Tag seiner Ankunft im Gestapogefängnis von Theresienstadt von einem SS-Aufseher namens Anton Malloth totgeschlagen. Auch Anna fiel den Nazis in die Hände und überlebte als Häftling drei Konzentrationslager.
1988 reiste ihr damals als Journalist in Israel lebender Enkel nach Deutschland, wo er Malloth in Bayern aufspürte. Er spielte eine Schlüsselrolle darin, den Mörder seines Großvaters vor Gericht zu bringen. Letztlich dauerte die Verhandlung zwölf lange Jahre. Anton Malloth starb, bevor das Urteil vollstreckt werden konnte.
Peters Eltern, der 1908 geborene Jurist Hans und die 1913 geborene Esti, waren 1938 nach Prag geflohen und hatten im Februar 1939 in Prag geheiratet, auch um hierdurch ihre Emigrationschancen zu erhöhen. Im März 1939 wurde die CSSR von den Deutschen besetzt, Peters Eltern und Großeltern waren nun existentiell bedroht. Im Februar 1940 verließ Hans Prag und kam auf abenteuerlichen Wegen über Moskau und Tokyo im Mai 1940 in Shanghai an. Im November 1940 folgt ihm Esti auf dem gleichen Fluchtweg.
Peter Finkelgrün kam als jüdisches Flüchtlingskind im Getto von Shanghai zur Welt. Als er 20 Monate alt war starb sein Vater. Der Junge und seine nichtjüdische Mutter blieben allein in China zurück, wo sie die Schoah überlebten.
Nach dem Krieg kehrten Finkelgrün und seine Mutter Esti nach Prag zurück, wo sie mit Anna zusammenwohnten. Estis Gesundheit war angegriffen und sie verstarb 1950.
Wenig später, 1951, machten sich Peter und seine Großmutter auf den Weg nach Israel. Dort, im Kibbuz Kfar HaMaccabi, lebten Hans Schwester Dora (in Israel: Rachel) und ihr Mann Gerhard (später: Israel). Diese waren im September 1938 als überzeugte Zionisten nach Palästina emigriert und gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Kibbuz Kfar HaMaccabi.
Peter und Anna blieben ein halbes Jahr, zogen dann aber weiter, in ein Dorf an den Hängen des Carmel-Bergs in der Nähe von Haifa, wo der Junge eine katholische französische Schule besuchte und mit Mitschülern aus den verschiedensten ethnischen und religiösen Gruppen lernte.
1959 ging Peter nach Deutschland, um dort Geschichte und Politikwissenschaften zu studieren. 1962 ließ er sich schließlich in Köln nieder, wo er auch diese Tage lebt. Es begann eine erfolgreiche journalistische Karriere, bei der er sowohl als Redakteur der Deutschen Welle tätig war, als auch von 1981 bis 1988 als Israelkorrespondent in Jerusalem arbeitete.
Finkelgruen war der erste Deutsche Journalist, dem Golda Meir im Sommer 1966 ein Interview gewährte.
Zudem fungierte er dort als Repräsentant der örtlichen Niederlassung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, deren Zielsetzung es ist, dem Prinzip Freiheit in Menschenwürde in allen Bereichen der Gesellschaft Geltung zu verschaffen.

Der Höhlenpfad im Keren-Carmel Wald (Foto: KKL-JNF Fotoarchiv)
Der Carmel-Wanderpfad wurde nicht zuletzt deshalb zur Gedenkstätte für Martin Finkelgrün gewählt, weil er in der Nähe des Ortes liegt, an dem Peter aufwuchs, aber auch in einer Region Israels, die für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den Einwohnern aller örtlichen Gemeinden bekannt ist − Juden, Muslime, Christen und Drusen.
Nach dem Großbrand im Carmel-Wald im Jahr 2010, bei dem 44 Menschen ums Leben kamen und 2,700 Hektar Waldfläche zerstört wurden, darunter im Nordabschnitt nahe der Stadt Haifa gelegen auch 400 Hektar des KKL-JNF, wurden weitere Picknickplätze und Erholungsstätten für die Menschen des südlichen Carmel-Walds benötigt, um den geschädigten Forstbereichen zu erlauben, sich auf natürliche Weise zu regenerieren.
Dort soll nun zum Wohl der Besucher auch der Wanderpfad instandgesetzt werden, der sich zwei Kilometer lang kreisförmig um ein Forstgebiet voller Pinien, Eichen, Johannisbrot- und Öl- wie auch natürlicher Forstbäume windet. Einige dieser Bäume sind bis zu sechzig Jahren alt. Im Winter blühen vor Ort flächendeckend auch zarte weiße und lilafarbene Alpenveilchen, auf Hebräisch Rakefet genannt.
Bei unserem jüngsten Besuch vor Ort erklärte Ala’a Fahmawi, der aus der nahe gelegenen arabischen Stadt Fureidis stammende Leiter der regionalen Feuerwehr von KKL-JNF, wie der Jüdische Nationalfonds versuche, Großbränden vorzubeugen. Eines der Mittel sei die Zusammenarbeit mit örtlichen Schafhirten, denen gestattet werde, ihre Herden zu bestimmten Zeiten vor Ort grasen zu lassen. Damit wird das Nachwachsen des gefährlichen Unterholzes aufgehalten, durch das sich Brände schnell über die Forste ausdehnen.

Einer der Höhlen entlang des Pfades (Foto: KKL-JNF Fotoarchiv)
Wie uns Pnina Ceizler, die aus Kiriat Yam stammende, für den nördlichen Landesabschnitt zuständige Projektkoordinatorin und Beraterin für Barrierefreiheit von KKL-JNF erklärt, handelt es sich um einen relativ leicht zu bewältigenden Pfad, der zu einem etwas höher gelegenen Ausblickspunkt führt. Von dort aus genießt man eine schöne Aussicht auf den örtlichen Terrassenfeldbau. Zudem bietet die Route einige von der israelischen Behörde für Antiquitäten restaurierte alte Gräber aus der Zeit der Hasmonäer und mehrere abgeschiedene Picknicktische.

Blick in die Höhle (Foto: KKL-JNF Fotoarchiv)
»In jüngster Zeit, also bis vor Ausbruch von Covid19, hatten wir wöchentlich jeweils zwei bis drei Gruppen da, die kamen, um den Pfad zu pflegen«, berichtet Fahmawi, »dazu zählten Soldaten, Schulkinder, Besuchergruppen aus Israel und dem Ausland«.
Während ihr Land dieser Tage ebenso wie die restliche Welt mit dem Kampf gegen die Pandemie beschäftigt ist, ist der Wanderpfad für viele Israelis nach wie vor ein beliebtes Ziel, um immer dann, wenn es ihnen erlaubt ist, sich im Freien aufzuhalten, etwas Zeit in der Natur zu verbringen. KKL-JNF arbeitet zwischenzeitlich an seiner Instandsetzung, damit er den Familien und Besuchergruppen nach Abklingen der Pandemie in seiner ganzen Schönheit zur Verfügung stehen kann.