Kinder und Jugendliche äthiopischer Abstammung überall im Land nahmen dank einer Spende der deutschen Marx-Stiftung in Zusammenarbeit mit der KKL undder NGO Mifalot– Education, Society and Equality an Fußballkursen teil. Im Jahr 2016 beschloss die Stiftung, Projekte zu unterstützen, welche die äthiopische Gemeinschaft in Israel in den kulturellen und sozialen Bereichen fördern, einschließlich des als "Spiel des Lebens" bekannten Sportprogramms. Das Programm sieht die Aufstellung von fünf Fußballmannschaften vor, die ein Jahr lang für die Höhepunktveranstaltung trainieren - ein Turnier, das in Tel Aviv ausgetragen wurde.
„Alle Menschen, die Fußball lieben, finden eine gemeinsame Sprache“, sagte Nitzan Zohari, Leiter der Zentralregion im Verein. „Mittels der sportlichen Aktivität fördern wir Werte wie Gleichheit, Führungsstärke, Freundschaft und gesunde Lebensweise“.
An dem Turnier, das auf dem Übungsplatz des Fußballvereins Hapoel Tel Aviv ausgetragen wurde, nahmen etwa 600 Kinder in 60 Mannschaften teil. Zu den Teilnehmern zählten Kinder aller Religionen und Kulturen aus allen Landesbereichen, Jungen und Mädchen gemeinsam. Diese Veranstaltung findet dieses Jahr bereits zum zweiten Mal statt, wobei die erste Veranstaltung in der südlichen Stadt Yeruham ausgetragen wurde.
„Das Turnier ist ein Höhepunkt, dem die Kinder mit großer Aufregung entgegensehen. Auch wir, die Mitglieder des Teams, sind sehr aufgeregt“, sagte Koby Mamo, Leiter der Region Ebene und Jerusalem im Verein. „Auf dem Spielplatz sind alle gleich, egal wo sie herkommen“. Gon Tzuri, Leiter der Südregion des Vereins, hob hervor, dass die Fußballmannschaften den Kindern in den sozial schwachen Wohnvierteln eine Lösung für soziale und erzieherische Schwerpunkte bieten, der die Schulen nicht immer gerecht werden können.
„Heute kommen Kinder aus verschiedenen Orten zusammen und entdecken, dass sie die Liebe zum Fußball verbindet“, sagte Liad Halatz-Sufrin, Koordinatorin für die Entwicklung von Ressourcen im Verein Mifalot. „Selbst wenn hier nicht der nächste Ronaldo heranwächst, so verstehen die Kinder doch, dass sie ihre Träume erfüllen und im Leben erfolgreich sein können“.
Im Rahmen einer weiterenInitiative der Marx-Stiftung wurden zu Beginn des Schuljahres Stipendien an zehn ausgezeichnete Studenten mit äthiopischen Hintergrund verliehen, die Sozialarbeit und Kunsttherapie mit Abschluss BA oder MAstudieren. Im kulturellen Bereich unterstützte die Stiftung dieses Jahr ein äthiopisches Tanzprojekt, das im kommenden Sommer vom Theater Inbal aufgeführt werden wird.
Diese Vielfalt von Aktivitäten wurde ermöglicht dank der Großzügigkeit von Paula und Hermann Marx, die in ihrem Testament die Errichtung einer Stiftung zur Förderung von Kultur, Gesellschaft und bedürftigen Bevölkerungsteilen in Israel vorgesehen hatten. Avigail Arnheim, die Nichte von Paula Marx, vertrat die Familie bei der Veranstaltung und sagte: „Meine Tante wollte armen Menschen helfen, einschließlich Studenten und Menschen mit Behinderungen. Dieses Jahr haben wir beschlossen, uns mit der äthiopischen Gemeinschaft zu befassen, damit die äthiopische Jugend sich als integraler Teil der israelischen Bevölkerung fühlen kann. Es ist sehr berührend zu sehen, wie die Kinder gemeinsam auf dem Platz spielen“.
Sarah Singer, Präsidentin der KKL Deutschland konnte an der Veranstaltung nicht teilnehmen, übersandte aber ihr Grußwort, worin sie ihre große Aufregung zum Ausdruck brachte und sich wärmstens bei der Marx-Stiftung bedankte. „Wir freuen uns und wir sind stolz, Partner in einem solch schönen Projekt zu sein, das zur Gesellschaft und zur Gemeinschaft beiträgt“, sagte sie.
Zu den Teilnehmern am Fußballturnier zählte eine Mannschaft aus Qiryat Gat, deren Aktivität dank der Marx-Stiftung möglich war. „Ohne die Spende der Stiftung könnten sich viele Kinder des Armenviertels nicht erlauben, diese Aktivität zu finanzieren“, sagte der Trainer Ury Eshkol dankbar. „Die Mannschaft gibt den Kindern die Sicherheit, dass sie nicht weniger gut sind, als jeder andere, und genau wie alle anderen erfolgreich sein können.“
Ein fehlgeleiteter Ball erreichte den Trainer am Rande des Spielplatzes geschossen und dieser schoss ihn mit einem harten und genauen Tritt zu den Spielern in der Mitte des Platzes zurück. Eshkol, ehemaliger Fußballspieler, tritt vielleicht wie ein Fußballer, denkt aber wie ein Erzieher. „Die Hautfarbe ist nicht maßgeblich, sondern der Charakter eines Menschen und die Anstrengung, die er zu investieren bereit ist“, sagt er. „Wir sehen, wie das, was auf dem Spielplatz passiert, auch die anderen Lebensbereiche beeinflusst und den Kindern ermöglicht, sich besser in die Gesellschaft einzufügen“.
Der Sohn des Trainers, der zehnjährige Tamir, zählt zu den Spielern der Mannschaft. „Durch den Fußball hat Tamir gelernt, dass nicht alles im Leben leicht fällt und dass man Enttäuschungen überwinden, weiter investieren, und am Ball bleiben muss, bis man Erfolg hat. Von meinem Standpunkt aus ist es das, was ihn zu einem Sieger macht“, erklärte der stolze Vater.
Tamir selbst macht nicht viele Worte. „Es macht Spaß, Fußball zu spielen und Kinder von allen möglichen Orten zu treffen“, sagt er während einer Spielpause. „Ich habe gelernt, dass ich an mich glauben muss und nicht aufgeben darf. Ein Tor zu schießen ist das beste Gefühl auf der Welt“. Danach eilte der junge im Laufschritt zurück auf den Spielplatz, wo seine Mannschaftskameraden auf ihn warteten.
In der Mannschaft aus Qiryat Gat spielt auch der 13-jährige Eliav Einbrom, der kleine Bruder von Or Einbrom, Profi-Fußballer in der israelischen Oberliga. „Ich lerne nicht nur Fußball, ich lerne auch Dinge fürs Leben – hart arbeiten, investieren, daran zu glauben, dass ich Erfolg haben kann“, sagte der Junge.
Wie in jedem Wettbewerb gab es auch hier Sieger und Verlierer. Nach Abschluss des Turniers kamen alle Mannschaften zur Verleihung der Pokale und Medaillen zusammen. Die glänzenden Augen der Kinder verdeutlichten, dass sie heute alle Meister waren – unabhängig von den Ergebnissen.
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